Montag, Juli 24, 2006

Stadt-Bären statt echten Braunbären


Die Zürcher Innenstadt wurde 2005 vom Teddy Summer heimgesucht. Farbige Bären überall, eine grosse Anzahl davon mit klarer Werbebotschaft. Als Sponsorin trat die Zürcher City-Vereinigung auf. Aktivistinnen und Aktivisten wehrten sich dagegen, dass alternative Kulturräume, die wie das "Ego-City" offenbar das Stadtbild stören, geschlossen werden, während die City-Vereinigung die Stadt mit hässlichen farbigen Bären verunstalten durfte. Unter anderem durch Bären-Entführungsaktionen wurde versucht, eine Diskussion um die Gestaltung des öffentlichen Raums in Gang zu bringen. Die jungen Grünen nutzten die Bären zudem als Plattform für Klimaschutz.

Farbige Bären stehen diesen Sommer auch in Berlin. Mir schwante ein Déjà-vu. Während der Zürcher Bärensommer eine PR-Aktion für die City-Vereinigung war, werben die Berliner Buddy Bears immerhin für einen guten Zweck: Der Erlös einer Versteigerung soll Kindern in Not zu Gute kommen.
Die Stadt "Bärlin" steht zudem nicht unter Rechtfertigungsdruck, warum sie ausgerechnet Bären aufstellt. In Zürich wirkten die Bären umso hilfloser, da eindeutig der Löwe das städtische Wappentier ist. Bären gehören - wenn überhaupt - nach Bern und Berlin. In Städten ist das Bären-Leben sicherer geworden als auf dem ursprünglich ländlichen Territorium: In Bayern jedenfalls war Braunbär Bruno diesen Sommer nicht erwünscht. Er hätte sich farbig anmalen müssen und sich in einer Grossstadt unbeweglich aufstellen müssen. Es hätte ihn garantiert ein weniger tragisches Schicksal ereilt.

Nachtrag:
Der Name Berlin hat scheinbar nichts mit dem Bären im heutigen Stadtwappen zu tun. Er geht vermutlich auf die slawische Silbe berl (Sumpf) zurück.