Freitag, September 01, 2006

Buchzensur damals, Webzensur heute

Diese Inschrift steht auf einer Gedenktafel am Berliner Bebelplatz bei der Humboldt Universität. Da verbrannten Studenten auf Veranlassung von Propagandaminister Goebbels am 10. Mai 1933 Werke von Autoren, die als „undeutsch“ bezeichnet wurden. Darunter befanden sich auch Schriften von Sigmund Freud, Erich Kästner, Heinrich Mann und Karl Marx. Heute erinnert am Bebelplatz ein Denkmal an die Bücherverbrennung: durch eine gläserne Bodenplatte in der Platzmitte blickt man in einen unterirdischen Raum mit leeren weissen Bücherregalen.

Eine aktuelle Parallele zur damaligen Verbrennung ist die Internetzensur. Prominentes Beispiel ist China, wo z.B. brisante Seiten über Taiwan und Tibet nicht angezeigt werden. Auch Wikipedia ist in China nur beschränkt nutzbar. Google wurde stark dafür kritisiert, dass sie sich den Internetzensurbestimmungen durch die chinesische Regierung gebeugt haben. Das Motto von Google "Don't be evil" wird dadurch neben der zunehmenden Kritik am Data-Mining (der aktuellen Goldgräberstimmung der Datensammler im Internet)** etwas unglaubwürdiger. Auch in Deutschland kann bei bestimmten Suchanfragen bei Google folgende Meldung angezeigt werden:
"Ihre Suche hätte in den Suchergebnissen einen Treffer generiert, den wir Ihnen nicht anzeigen, da uns von einer zuständigen Stelle in Deutschland mitgeteilt wurde, dass die entsprechende URL unrechtmäßig ist."
**Zu laute Kritik darf ich in dieser Hinsicht wohl nicht üben, schliesslich stelle ich Google nicht nur mit diesen Blogeinträgen meine Daten ebenfalls leichtsinnig zur Verfügung. Als Dankeschön wird mir kostenlos eine vergleichsweise schlecht programmierte Blog-Software und Webspace zur Verfügung gestellt. Immerhin könnte dies als kleines Experiment gewertet werden, wie denn Google selbst auf Kritik im eigenen Getriebe reagiert. Vielleicht liest bald, wer zueri-berlin bei Google eingibt:
"Ihre Suche hätte in den Suchergebnissen einen Treffer generiert, den wir Ihnen nicht anzeigen dürfen, da das Google-Zentralbüro den Inhalt nicht genehmigt hat."