Züri-Berlin-Pionier Arnold Kübler

Im Schauspielhaus Zürich fand letzte Woche eine Veranstaltung zu Ehren des Zürcher Publizisten Kübler statt. Trotz des unbekannten Namens war ich glücklicherweise mit einer ermässigten Eintrittskarte und den prominenten Gästen geködert worden, um dem perfekt auf Züri-Berlin zugeschnittenen Anlass beizuwohnen.
Der renommierte ehemalige Literaturprofessor Peter von Matt hat das vergessene Buch ausgegraben und neu herausgegeben. Aus diesem Anlass las letzten Dienstag ein Schauspielerduo Textauszüge, die anschliessend von der hier bereits erwähnten NZZ-Redaktorin in Berlin, Claudia Schwartz, Peter von Matt und Dieter Bachmann vom DU diskutiert wurden.
Arnold Kübler (1890-1983) war neben Schriftsteller auch Zeichner, Schauspieler, Dramatiker und Kabarettist. Zudem hat er die Kulturzeitschrift DU mitbegründet. Sein Erstlingsroman Der verhinderte Schauspieler ist autobiographisch geprägt. Wie Drahtzaun stammt auch Kübler aus dem Zürcher Oberland und hat in jungen Jahren u.a. in Berlin gelebt.
Nicht ganz so obsessiv wie Drahtzaun, aber doch auch bemüht, nicht ständig über sprachliche Helvetismen zu stolpern, fühlte ich mich belustigt betroffen von Küblers literarisch verpackten ähnlichen Erfahrungen. Das Verhältnis zwischen Schweizerdeutsch und Bühnendeutsch, der Schweizer Hochdeutschkomplex (sowie der allgemeine Minderwertigkeitskomplex des kleinen Landes gegenüber dem grossen nördlichen Nachbarn) sind wohl zeitlose Phänomene, die schon Züri-Berlin-Pioniere wie Arnold Kübler und seinen kauzigen Drahtzaun vor vielen Jahrzehnten beschäftigt haben.
Der spätere Kübler liebte übrigens die Schweizer Dialektsprache und übersetzte gar Kästners Emil und die Detektive für Kinder ins Schweizerdeutsche.
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