
Nun bin ich wieder weg aus dem schönen Wrangel-Kiez in
Berlin-Kreuzberg, wo
heldenhafte Musiker,
BILDblogger und
zentral Intelligente einfach so mal neben einem die Strasse überqueren, wo
Michaels von der Heide anzutreffen sind und
Soup Chefs aus bestimmten TV-Serien mit ihrem Boyfriend nebenan im
Stammcafé „MIR“ frühstücken.
Ich bin zurück in der
Little Big City oder - wie sich das liebe Zürich neuerdings vermarktet - in
Downtown Switzerland. Zurück im kleinen Land, wo ich plötzlich wieder von einer mit vielen intensiven -ch–Lauten durchsetzten Sprache umgeben bin, wo
Fünfliber, Münz und Franken-Banknoten statt
Euro-Geldscheinen und Kleingeld über den Ladentisch gehen, wo alte Raddampfer über einen
See mitten in der Stadt fahren, wo es wieder
Migros gibt, in der ich mich nach dem Einkauf mit
"Ufwiderseh" verabschieden sollte und nicht mit
"Tschüss" wie bei
Kaiser’s in Berlin, wo man nicht sorglos irgendwo für
4 Euro inklusive Milchkaffee frühstücken geht (weil der
Milchkaffee alleine schon 5 Franken kostet), wo die
DB SBB und Rhätische Bahn heisst, die einen in knapp zwei Stunden aus der kleinen Grossstadt ins
Herz der Alpen katapultiert. Dort habe ich mal wieder bemerkt, was es bedeutet, nicht nur immer auf
flachen Strassen
geradeaus zu gehen, habe den
Klang von Kuhglocken wiedererkannt, den Duft des Stuhlgangs derselben Nutztiere mit Eutern und den etwas angenehmeren Duft von Bergluft und Heu mal wieder gerochen. Und als ich plötzlich
von wildfremden Menschen nett gegrüsst wurde, erinnerte ich mich schlagartig wieder, dass man das ja in den Bergen so macht.
Die Rückkehr in angestammte Gefilde bedeutet auch Abschied von
Erasmus, dem Schutzpatron erlebnisreicher Uni-Semester. Neuen Pflichten warten nach einem Semester lang interessante Vorlesungen, Seminare, Ausstellungen und Konferenzen besuchen, Blog-Einträge schreiben, spannende Leute treffen und Berlin-Führungen machen.
Ab und zu wird hier immer mal wieder ein Eintrag zu finden sein
(Entziehungskuren sollten ja schrittweise und nicht radikal erfolgen), besonders solange noch ein paar Entwürfe darauf warten, überarbeitet oder mit Fotos bestückt zu werden, bevor sie dann endlich mal aufgeschaltet werden. Ansonsten wird wohl
Züri-Berlin (nach dem Abtragen der Blog-Pendenzen) von einer gewissen sporadischen Spärlichkeit heimgesucht werden.
Gänzlich vor kultureller Prominenz ist man übrigens auch in
Zürich-Wollishofen nicht geschützt. Da setzt sich gestern plötzlich
Ruth Schweikert an denselben Tisch in der Roten Fabrik und erzählt der Runde, wie sie mal unverhofft mit alten Rockertypen in Wien Geburtstag gefeiert hat und erst im Laufe des Abends erfahren hat, dass die Alt-Rocker
EAV-Bandmitglieder waren.