Mittwoch, September 12, 2007
Dienstag, August 14, 2007
Züri-Berlin: Das Inhaltsverzeichnis
Zwar gäbe es über die Achsenmächte Zürich und Berlin immer mal wieder etwas zu berichten. Dennoch stellt Züri-Berlin, Ihr Kompetenzzentrum für wort- und bildreiche züri-berlinische Stadttheorie, hiermit schweren Herzens seine Tätigkeiten ein. Die hier Tippende hat sich neuen Herausforderungen als «bloggende Hochschulkorrespondentin» für das Campus-Portal der Neuen Zürcher Zeitung gestellt und beendet nun erst mal brav ihre Lizenziatsarbeit über Blogs und Demokratie, statt Züri und Berlin regelmässig leere Worte abzuringen.
Das folgende Inhaltsverzeichnis bietet Interessierten einen Überblick über das eifrige Bloggen der vergangenen Monate:
Der erste Eintrag im April 2006: Doch noch Bloggerin
/// Sprachliches
Das Mysterium ß | Anders fürs Gleiche | Hochdeutsch oder Hochdeutsch | Hochdeutsch im Blog-Dialog | Deutsche Namensgebung | Sprechende Nummernschilder | Züri-Berlin-Pionier Arnold Kübler | Einzigartiges Züri-Berlin? | Züri(ch)/ Berlin(er)isch - was jetzt?
/// Stadttheorie in Reinkultur
Waschmaschinen | Berlin-Theoretiker Florian Illies | Stadt der Gedenkstätten | Züri vs. Berlin im «Tagesspiegel» | Was in Zürich … ist, ist in Berlin …
/// Kulinarisches
Berliner Frühstückskultur | Bier in Berliner Eckkneipen | Helvetisch speisen in Berlin | Berlin. Home of the Currywurst. | Welche Wurst ist wurst
/ McDonald's in Zürich und Berlin
Oh du, mein teures Zürich! | McWiderstand
/// Kunst und Kultur
Ausgestelltes Züri-Berlin | Von Texten, Geld und Bäumen | Heimat für Querdenkende
/ Streetart
Streetart in Berlin-Kreuzberg | Selbstreferenzieller Che Guevara | Filmstadt X-Berg | Hintergründe zur Züri-Berlin-Streetart
/ Die zentral intelligente Berliner Nachbarschaft
Literaturpreis im eigenen Haus | Altar neuzeitlicher Alltagssorgen
/// Züri-Berlin-Paraden
Paraden-Stadt Berlin | Jenseits der Geschlechter | Wowi am Zürcher Sechseläuten und CSD
/// Züri-Berlin-Freundschaftsstein
Züri-Berlin am Central | Züri-Berlin-Stein im «Tagblatt» I | Züri-Berlin-Stein im «Tagblatt» II
/// Festliches Licht in Züri-Berlin
Weihnachtslicht in Züri-Berlin | 2007 mit Züri-Berliner Fassadenkunst
/// Frau Merkel - entfremdet
Döner-Merkel | Merkel im Alltag
/// Fussball und WM
Freud und Lied der WM | WM zum Zweiten | Nie mehr Fussball | Absurde WM-Fotos
/// Werbung im Alltag
Der neue alte Fernsehturm | Schwarze Alice gegen nackte Alice | Aufgesetzte Werbung | Schöner Leben in Zürich
/// Was in Berlin fehlt
Badeschiff statt Zürisee
/// Touristen-Kram
Retorten-Altstadt: Das Nikolai-Viertel | Palast der Republik | DDR-Geschichte als Fast-Food
/// Deutsche und Schweizer/innen
Neuer Volkssport German-Bashing | Wie Deutsche über die Schweiz denken
Hierzu gibt es ohnehin bloss einen Link: mitten in die Blogwiese
Ganz herzlichen Dank an alle Leserinnen und Leser, besonders an jene, die sich mit Kommentaren uns sonstigen Interaktion auf diesen Kanal zugeschaltet haben!
Die Beiträge können von Berlin-Zürcherinnen und Züri-Berlinern neuerer Generation weiterhin kommentiert werden.
Freitag, Juli 27, 2007
Züri-Berlin im «Tagblatt» II
Das «Tagblatt der Stadt Zürich» hat die Geschichte um den Zürcher Berlin-Stein weiterverfolgt. Ernst R. Borer hatte auf Katja Baiggers Artikel über den geschichtsträchtigen Stein am Central mit einem Leserbrief reagiert. In der aktuellen «Tagblatt»-Ausgabe wird der Präsident der «Schweizerischen Aktion für das Selbstbestimmungsrecht aller Völker» von Jan Strobel (Bild: Siggi Bucher) spannend porträtiert: als ein Kämpfer für Unterdrückte, der sich auch mit der Stasi anlegte, und als Hassfigur der Zürcher 68er-Bewegung und deren Abkömmlinge.
Im Artikel erfährt man von diversen Gedenkveranstaltungen, die Borer jeweils am 17. Juni (die Straße des 17. Juni in Berlin erinnert noch an den Volksaufstand in der DDR im Jahre 1953) organisiert hat. Borer hielt Reden und Kränze wurden als Zeichen der Solidarität beim Berlin-Stein niedergelegt. Zürcher Linksintellektuelle belächelten die Aktionen, und 1968 überschütteten revolutionäre Studierende den Gedenkstein mit roter Farbe und entsorgten die Kränze in der Limmat.
Immerhin vom Lauf der Geschichte fühlt sich Borer seit dem Fall der Berliner Mauer nun in seinem Kampf gegen Ideologien bestätigt, denn auch bei seiner damaligen Arbeitsstelle beim Gaswerk liessen sich linke Gewerkschaftskreise durch den aktivistischen Monteur provozieren. Stolz ist Borer auf die «dankbaren Grüsse», die ihm 1963 der damalige regierende Bürgermeister West-Berlins nach der ersten Aktion beim Berlin-Stein per Telegramm zukommen liess: Willy Brandt.
Im Artikel erfährt man von diversen Gedenkveranstaltungen, die Borer jeweils am 17. Juni (die Straße des 17. Juni in Berlin erinnert noch an den Volksaufstand in der DDR im Jahre 1953) organisiert hat. Borer hielt Reden und Kränze wurden als Zeichen der Solidarität beim Berlin-Stein niedergelegt. Zürcher Linksintellektuelle belächelten die Aktionen, und 1968 überschütteten revolutionäre Studierende den Gedenkstein mit roter Farbe und entsorgten die Kränze in der Limmat.
Immerhin vom Lauf der Geschichte fühlt sich Borer seit dem Fall der Berliner Mauer nun in seinem Kampf gegen Ideologien bestätigt, denn auch bei seiner damaligen Arbeitsstelle beim Gaswerk liessen sich linke Gewerkschaftskreise durch den aktivistischen Monteur provozieren. Stolz ist Borer auf die «dankbaren Grüsse», die ihm 1963 der damalige regierende Bürgermeister West-Berlins nach der ersten Aktion beim Berlin-Stein per Telegramm zukommen liess: Willy Brandt.
Freitag, Juli 06, 2007
Züri-Berlin im «Tagblatt»
für augengerechte Ansicht: Klick aufs Bild zur Vergrösserung
Für meine Abschlussarbeit an der Uni Zürich untersuche ich derzeit den Einfluss von Blogs auf die politische Meinungsbildung der breiten Öffentlichkeit. Dafür durchforste ich eine Unzahl Presseartikel im Hinblick auf politisch relevante Blog-Nennungen. Das macht mich zuweilen ganz stigelisinnig, besonders weil mir dabei die viel gepriesene dank Blogs herbeigeführte demokratische Revolution nicht so sehr entgegen schlägt – sondern auch ganz viel Klatsch und Tratsch, Paris Hilton-Content sowie PR-Material.
Dass es nun der bei Züri-Berlin erwähnte Freundschaftsstein der Städte Zürich und Berlin vor kurzem vom Blog ins «Tagblatt der Stadt Zürich» geschafft hat, ist somit für mich besonders witzig. Auch weil dem Stein eine gewisse politische Bedeutung nicht abgesprochen werden kann.
Für das «Tagblatt» entdeckt wurde das Thema von Bloggerin und Journalistin Katja Baigger, deren Blog ein Design-Prachtstück in der Blogosphäre ist und das ich hier neulich vorgestellt hatte. Dank ihrer Recherchen im Stadtarchiv war im «Tagblatt» viel Neues über den Stein und seine Geschichte zu erfahren, was einer wahren Züri-Berlinerin nicht entgehen sollte.
Update: Stunden später erreichte mich dieser Leserbrief der «Schweizerischen Aktion für das Selbstbestimmungsrecht aller Völker», mit der Schreibmaschine geschrieben, und dennoch per E-Mail verschickt. Auch so geht Internet. Der Präsident der Aktion hat sich um den Zürcher Berlin-Stein offenbar sehr verdient gemacht und freut sich über das wiedererwachte Medieninteresse.
Zur lesbaren Ansicht auf den Brief klicken.
Donnerstag, Juni 28, 2007
Was ... in Zürich ist, ist in Berlin ...
Züri-Berlin steht für an den Haaren herbei gezogene Vergleiche zwischen zwei Städten. Da sich meine ohnehin bloss mittelmässig aktive Präsenz auf dieser Seite dem Ende zuneigt, werden im folgenden Beitrag noch einmal frisch-fröhlich züri-berlinische Analogien präsentiert:
1 – Kartengruss aus Züri-Berlin
Was frieman.ch in Zürich ist, ist kiezpost.de in Berlin: wunderbare Postkarten-Lieferanten.
Tobias Frieman sei ein Holländer in Zürich und auch manchmal in meinem Heimatquartier in Zürich-Wollishofen anzutreffen, berichten gut informierte Quellen. Seine Postkarten schmücken seit Jahren Wände, die mich zu Hause umgeben. Ich kenne keine bessere Zürcher Postkartenserie.
Hinter kiez:post steht eine gewisse Anja Kräutler, über die mir nichts weiter bekannt ist, als dass nicht nur ihre Fotos, sondern auch ihr Kundenservice hinreissend ist. Neben den schönen Bildern vom Alexanderplatz und Umgebung haben in der Serie berlin panoptikum auch ein paar Blicke auf den WM-Sommer Niederschlag gefunden.
Bildschirmfotos der verlinkten Websites.
2 – Züri-Berliner Kulturpaläste
Was in Zürich der Schiffbau ist, ist in Berlin das Radialsystem: Orte der etablierten Kultur mit Zielgruppe Cüpli-Linke / Toskana-Fraktion. Theater, Tanz, Musik und Literatur.
Das Moods im Schiffbau ist ein toller Konzert- und Tanzort. Im August findet im Radialsystem ein Anti- Angestellten- Event unter dem Motto 9to5. Wir nennen es Arbeit statt, für den neulich am Zürcher Powerpoint Karaoke der Berliner Zentralen Intelligenz Agentur wieder heftig geweibelt wurde.
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Schiffbau (© Schauspielhaus Zürich) und Radialsystem (© Sebastian Bolesch).
3 – Bertastrasse ist Prenzlauerberg
Wie vor Monaten bereits berichtet, entspricht die Stimmung und die soziodemographische Zusammensetzung von Berlin-Kreuzberg ungefähr den Zürcher Stadtkreisen 4 & 5. Was mir seit vergangenem Herbst auffällt, ist die zunehmende Ähnlichkeit der Zürcher Idaplatz-Gegend mit dem Berliner Prenzlauerberg. Nicht zum ersten Mal versuche ich in Zürich den Übernamen «BB-Meile» für die Bertastrasse zu etablieren, nachdem dort seit letztem Sommer insgesamt drei Cafébars BB-Namen tragen. Wie im Prenzlauerberg, wohnt und tummelt sich rund um den Idaplatz/Bertastrasse dieses etablierte Kunst- und Kulturvolk, um nicht zu sagen die Alternativ-Schickeria, von der ich mich immer wieder erfolglos loszusagen versuche. Der Multikulti-Anteil ist massiv geringer als in Kreuzberg/Kreis 4 & 5, Kulturschaffende wie Adi Weyermann, Theatermenschen von anundpfirsich und Schreibende wie Simon Froehling geniessen an der BB-Meile ihren späten Sonntagmorgen. Die Männer sind in dieser Stadtgegend besonders gut aussehend und schieben Kinderwagen durchs Quartier (das in Berlin Kiez hiesse), die Frauen tragen rote Schuhe, hinreissende (und ebenso umwerfend teure) Xess+Baba-Strickjäckchen, besuchen jede Ausstellung und gehen in den Schiffbau.
4 – Urbanes Baden mit «Style»
Eine erstaunlich ähnliche Badekundschaft trifft sich in Zürich auf dem rechten Deck im Seebad Enge und beim Berliner Badeschiff: jung, schön und trendy. Und willig, zunehmend Abrisspreise zu bezahlen und von besonders «coolen» Mitarbeitenden im Gastrobereich nicht selten ganz und gar ohne Lächeln bedient zu werden.
Ich liege meist auf dem linken Deck in der Enge, da ist immer mehr Platz und der Blick auf den See und die Berge ohnehin besser. Es herrscht aber auch eine Geschlechterdiskriminierung, was den Zutritt des linken Decks betrifft.
(Fotos Sarah)
5 – Züri-Berliner Namenskriege
Dank der Benamsung der einigermassen neuen Limmatuferpromenade beim Wipkingerplatz lernte ich damals freudig eine bisher unbekannte Lektion in Zürcher Stadtgeschichte: Beim neuen «Kattunpark» hatten einst Baumwolldruckereien gestanden (Kattun > frz. coton). Doch die aufständische Wipkinger Bevölkerung fand den Namen gar absonderlich und gab dem Park in einer Strassenschild- Guerilla- Aktion den Namen «Wipkingerpark». Nach längeren Querelen bewilligte auch die Stadt Zürich hochoffiziell die Umbenennung.
Noch viel länger dauert hingegen der Streit um die Berliner Kochstraße, Sitz zweier deutscher Medienhäuser. Der Axel Springer-Konzern und die taz streiten seit Jahren um den Namen der Strasse. Die taz wollte in Gedenken an die führende Figur der deutschen Studentenbewegung die Kochstraße in Rudi Dutschke-Straße umbenennen, weil das Attentat auf Dutschke im Jahre 1968 auch der Hetz-Kampagne der Springerschen BILD-Zeitung zugeschrieben wird. Anfang dieses Jahres wurde eine Abstimmung durchgeführt, die vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg angenommen wurde. Zum Leidwesen des Springer-Konzerns. Manche Fronten - wie Springer und die eher widerständisch Gesinnten - sind auch nach 40 Jahren die gleichen. Da glaube noch jemand an den Fortschritt.
Foto Wipkinger-/Kattunpark (© Quartierverein Wipkingen) und Bildschirmfoto Netzzeitung
1 – Kartengruss aus Züri-Berlin
Was frieman.ch in Zürich ist, ist kiezpost.de in Berlin: wunderbare Postkarten-Lieferanten.
Tobias Frieman sei ein Holländer in Zürich und auch manchmal in meinem Heimatquartier in Zürich-Wollishofen anzutreffen, berichten gut informierte Quellen. Seine Postkarten schmücken seit Jahren Wände, die mich zu Hause umgeben. Ich kenne keine bessere Zürcher Postkartenserie.
Hinter kiez:post steht eine gewisse Anja Kräutler, über die mir nichts weiter bekannt ist, als dass nicht nur ihre Fotos, sondern auch ihr Kundenservice hinreissend ist. Neben den schönen Bildern vom Alexanderplatz und Umgebung haben in der Serie berlin panoptikum auch ein paar Blicke auf den WM-Sommer Niederschlag gefunden.
Bildschirmfotos der verlinkten Websites.
2 – Züri-Berliner Kulturpaläste
Was in Zürich der Schiffbau ist, ist in Berlin das Radialsystem: Orte der etablierten Kultur mit Zielgruppe Cüpli-Linke / Toskana-Fraktion. Theater, Tanz, Musik und Literatur.
Das Moods im Schiffbau ist ein toller Konzert- und Tanzort. Im August findet im Radialsystem ein Anti- Angestellten- Event unter dem Motto 9to5. Wir nennen es Arbeit statt, für den neulich am Zürcher Powerpoint Karaoke der Berliner Zentralen Intelligenz Agentur wieder heftig geweibelt wurde.
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Schiffbau (© Schauspielhaus Zürich) und Radialsystem (© Sebastian Bolesch).
3 – Bertastrasse ist Prenzlauerberg
Wie vor Monaten bereits berichtet, entspricht die Stimmung und die soziodemographische Zusammensetzung von Berlin-Kreuzberg ungefähr den Zürcher Stadtkreisen 4 & 5. Was mir seit vergangenem Herbst auffällt, ist die zunehmende Ähnlichkeit der Zürcher Idaplatz-Gegend mit dem Berliner Prenzlauerberg. Nicht zum ersten Mal versuche ich in Zürich den Übernamen «BB-Meile» für die Bertastrasse zu etablieren, nachdem dort seit letztem Sommer insgesamt drei Cafébars BB-Namen tragen. Wie im Prenzlauerberg, wohnt und tummelt sich rund um den Idaplatz/Bertastrasse dieses etablierte Kunst- und Kulturvolk, um nicht zu sagen die Alternativ-Schickeria, von der ich mich immer wieder erfolglos loszusagen versuche. Der Multikulti-Anteil ist massiv geringer als in Kreuzberg/Kreis 4 & 5, Kulturschaffende wie Adi Weyermann, Theatermenschen von anundpfirsich und Schreibende wie Simon Froehling geniessen an der BB-Meile ihren späten Sonntagmorgen. Die Männer sind in dieser Stadtgegend besonders gut aussehend und schieben Kinderwagen durchs Quartier (das in Berlin Kiez hiesse), die Frauen tragen rote Schuhe, hinreissende (und ebenso umwerfend teure) Xess+Baba-Strickjäckchen, besuchen jede Ausstellung und gehen in den Schiffbau.
4 – Urbanes Baden mit «Style»
Eine erstaunlich ähnliche Badekundschaft trifft sich in Zürich auf dem rechten Deck im Seebad Enge und beim Berliner Badeschiff: jung, schön und trendy. Und willig, zunehmend Abrisspreise zu bezahlen und von besonders «coolen» Mitarbeitenden im Gastrobereich nicht selten ganz und gar ohne Lächeln bedient zu werden.
Ich liege meist auf dem linken Deck in der Enge, da ist immer mehr Platz und der Blick auf den See und die Berge ohnehin besser. Es herrscht aber auch eine Geschlechterdiskriminierung, was den Zutritt des linken Decks betrifft.
(Fotos Sarah)
5 – Züri-Berliner Namenskriege
Dank der Benamsung der einigermassen neuen Limmatuferpromenade beim Wipkingerplatz lernte ich damals freudig eine bisher unbekannte Lektion in Zürcher Stadtgeschichte: Beim neuen «Kattunpark» hatten einst Baumwolldruckereien gestanden (Kattun > frz. coton). Doch die aufständische Wipkinger Bevölkerung fand den Namen gar absonderlich und gab dem Park in einer Strassenschild- Guerilla- Aktion den Namen «Wipkingerpark». Nach längeren Querelen bewilligte auch die Stadt Zürich hochoffiziell die Umbenennung.
Noch viel länger dauert hingegen der Streit um die Berliner Kochstraße, Sitz zweier deutscher Medienhäuser. Der Axel Springer-Konzern und die taz streiten seit Jahren um den Namen der Strasse. Die taz wollte in Gedenken an die führende Figur der deutschen Studentenbewegung die Kochstraße in Rudi Dutschke-Straße umbenennen, weil das Attentat auf Dutschke im Jahre 1968 auch der Hetz-Kampagne der Springerschen BILD-Zeitung zugeschrieben wird. Anfang dieses Jahres wurde eine Abstimmung durchgeführt, die vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg angenommen wurde. Zum Leidwesen des Springer-Konzerns. Manche Fronten - wie Springer und die eher widerständisch Gesinnten - sind auch nach 40 Jahren die gleichen. Da glaube noch jemand an den Fortschritt.
Foto Wipkinger-/Kattunpark (© Quartierverein Wipkingen) und Bildschirmfoto Netzzeitung
Dienstag, Juni 19, 2007
Widerstand, Klage & Fotos
sos. So lautet bezeichnenderweise das Kürzel jener Person, die vor ein paar Tagen in der Zürcher NZZ die Schreckensnachricht überbrachte, dass an der Wrangelstraße in Berlin-Kreuzberg eine McDonalds-Filiale eröffnet werden soll. Bekannt ist das Vorhaben schon lange, der Widerstand wurde bei der definitiven Ankündigung in den letzten Wochen verstärkt und folglich schlagzeilte die Presse heftig: Buletten-Alarm in Kreuzberg, Berlin Kreuzberg - Kulturkampf um McDonald’s, Big Mecker, Karneval gegen “McDoof”, Frittenalarm im Falafelkiez.
Es ist ein schöner NZZ-Bericht über den Clash der US-Fastfoodkultur mit der Kreuzberger Alternativkultur, der sich ein paar Dutzend Meter von meiner letztjährigen Berliner Bleibe entfernt abspielt:
Verklagt - in Zürich und Berlin
Einem der am professionellsten geführten Schweizer Blogs - dem Krusenstern - wurde vor kurzem angedroht, sowohl in Zürich als auch Berlin verklagt zu werden. Weil Krusenstern-Autor Jürg Vollmer es gewagt hatte, den deutschen Ex-Kanzler Schröder als Gazprom-Söldner zu bezeichnen:
Inzwischen ist es soweit: Heribert Schindler hat seine Drohung wahr gemacht. Schön ausführlich dokumentiert der Krusenstern die Chronologie der Strafanzeige wegen Verleumdung.
Züri-Berlin stellt sich neben den Krusenstern und empfiehlt Heribert Schindler den aktuellen Film über die Dixie Chicks mit dem hübschen Zitat: «Freedom of speech is fine. As long you don't do it in public.»
Berliner Fotogalerie bald in Zürich
An der Zürcher Marktgasse, die von der einstigen Gourmetgasse (köstlicher Käse-Laden, die bestduftende Bäckerei und der übel riechende Luxus-Fischladen Bianchi) zur aktuellen Adidas-Lifestyle-Shop- & Schleckwaren-Gasse verkommen ist, soll Ende 2007 Kultur einziehen. Die wunderhübsche Berliner Fotogalerie LUMAS expandiert nach Zürich und wird in der ehemaligen Bäckerei mit sehr erschwinglicher und populärer Fotokunst die Zürcher Fotogalerien konkurrieren. Wahrscheinlich müssen wir uns auf eine Schlammschlacht mit Dumpingpreis-Vorwürfen gefasst machen, da LUMAS mit der Massenproduktion von Fotoabzügen ihr Geschäft macht, was zur Folge haben wird, dass Wohnungen in Zürich und Berlin bald so einheitlich geschmückt sind wie urbane Menschen mit H&M-Kleidern.
Es ist ein schöner NZZ-Bericht über den Clash der US-Fastfoodkultur mit der Kreuzberger Alternativkultur, der sich ein paar Dutzend Meter von meiner letztjährigen Berliner Bleibe entfernt abspielt:
Verklagt - in Zürich und Berlin
Einem der am professionellsten geführten Schweizer Blogs - dem Krusenstern - wurde vor kurzem angedroht, sowohl in Zürich als auch Berlin verklagt zu werden. Weil Krusenstern-Autor Jürg Vollmer es gewagt hatte, den deutschen Ex-Kanzler Schröder als Gazprom-Söldner zu bezeichnen:
Inzwischen ist es soweit: Heribert Schindler hat seine Drohung wahr gemacht. Schön ausführlich dokumentiert der Krusenstern die Chronologie der Strafanzeige wegen Verleumdung.
Züri-Berlin stellt sich neben den Krusenstern und empfiehlt Heribert Schindler den aktuellen Film über die Dixie Chicks mit dem hübschen Zitat: «Freedom of speech is fine. As long you don't do it in public.»
Berliner Fotogalerie bald in Zürich
An der Zürcher Marktgasse, die von der einstigen Gourmetgasse (köstlicher Käse-Laden, die bestduftende Bäckerei und der übel riechende Luxus-Fischladen Bianchi) zur aktuellen Adidas-Lifestyle-Shop- & Schleckwaren-Gasse verkommen ist, soll Ende 2007 Kultur einziehen. Die wunderhübsche Berliner Fotogalerie LUMAS expandiert nach Zürich und wird in der ehemaligen Bäckerei mit sehr erschwinglicher und populärer Fotokunst die Zürcher Fotogalerien konkurrieren. Wahrscheinlich müssen wir uns auf eine Schlammschlacht mit Dumpingpreis-Vorwürfen gefasst machen, da LUMAS mit der Massenproduktion von Fotoabzügen ihr Geschäft macht, was zur Folge haben wird, dass Wohnungen in Zürich und Berlin bald so einheitlich geschmückt sind wie urbane Menschen mit H&M-Kleidern.
Montag, Juni 04, 2007
Kurzfutter aus Züri-Berlin
Berliner Staatsbesuch am CSD
Am Samstag besuchte "Herr Regierender Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit" - kurz: Wowi - unser Städtchen mal wieder. Da tanzte und klamaukte nämlich der Christopher Street Day (CSD) durch die Zürcher Innenstadt. Als Wowi das letzte Mal einen Zürcher Umzug besuchte, hatte sich Regierungsrätin Verena Diener bei ihm entschuldigt, dass leider keine Frauen am traditionellen Sechseläuten-Umzug teilnehmen dürfen. Die Berliner Presse berichtete letzten Frühling amüsiert von Wowis souveräner Antwort: "Bekanntlich macht mir das nicht so viel aus." So dürfte es auch Frau Diener nicht mehr erstaunt haben, dass Wowi vorgestern der lesBischwulen Zürcher Bevölkerung ein paar Grussworte entgegenwarf.
Der Zürcher Ballmeister geht nach Berlin
Im letzten Beitrag hatte ich mal wieder krampfhaft eine Züri-Berlin-Verbindung konstruiert, weil ich über den Meistertitel des FC Zürich und Gemeinschaftsgefühle in einer individualisierten Gesellschaft schreiben wollte. Da blicke ich nun selber erstaunt aus der Fussballwäsche, dass der FC Zürich-Trainer Lucien Favre tatsächlich in Windeseile ein weiterer Architekt der Achse Züri-Berlin geworden ist und nun Hertha BSC auf denselben Siegespfad bringen soll. Züri-Berlin gratuliert.
Ebenso Berlin-verliebte Zürcher Bloggerin
Dank eines fruchtbaren Irrtums des geschätzten Blogdenuziaten bin ich auf eine weitere bloggende Züri-Berlinerin gestossen. Ihr Blog ist ein optisch und inhaltlich hinreissendes Produkt mit einer wunderhübschen digitalen Tapete. Zudem teilt Katja B. mit mir das Faible für den 1920er-Mythos und die Existenz als Lizenziandin. Und sie hat sich im gleichen Sommer wie ich an den gleichen (fetten) Ecken, auf denselben Badeschiffen und Berliner Brücken herumgetrieben (fotografisches Beweismaterial). Wenn ich genauer hinschaue, erkenne ich das Gesicht aus dem Deutschen Seminar der Uni Zürich. So little ist big Zurich city.
Tramgespräch
Andere erkennen dagegen mein Gesicht besser. Vor ein paar Tagen wurde ich im Tram von einer hübschen Rothaarigen angesprochen, die ich schon mal irgendwo - natürlich dachte ich fälschlicherweise: irgendwo in dieser kleinen Grossstadt - gesehen hatte. Wir hätten doch dasselbe Seminar an der Freien Uni Berlin besucht, und ich hätte doch dieses Blog... Als sie es sagte, dämmerte es auch mir, obwohl doch sonst jeweils ich beleidigt spiele, wenn man mich nicht sofort wiedererkennt. Sie ist Berlinerin und macht gerade ein Erasmus-Semester in Zürich, wie sie mir im quietschenden 13-er-Tram erzählte. Sie hüpfte am Limmatplatz bereits wieder aus dem zürich-farbenen Gefährt, noch bevor ich die erstaunliche Wiederbegegnung überwunden hatte.
[tsy:riç] goes Riesenmaschine
Mein phonetisches Zürich-T-Shirt ist wie ein neu bedrucktes T-Shirt aus der phöniketischen Asche im textilen Nirvana auferstanden, um für kurze Zeit ein Rädchen der Riesenmaschine zu sein. Aber auch dort ist es schon wieder weg. Natürlich lügt man bei der Riesenmaschine nicht nur schöner (das T-Shirt hatte nämlich nicht nur 1000, sondern gar 2000 Franken gekostet), sondern man fotografiert auch besser. Mit diesem transferierten Bild wird Züri-Berlin als digitale Grabstätte für mein einstiges Lieblings-T-Shirt schon fast zum Mausoleum.
(Ich habe es mir schmerzlich verkniffen, diesen Abschnitt mit "Pimp my T-Shirt" zu übertiteln. Ich hoffe, Sie danken es mir, wie ich es inzwischen allen danke, die es fertig bringen, den besonders originellen Dauerwitz vor dem Aussprechen auf ihrer Zunge zergehen zu lassen.)
Die verwendeten Fotos sind Creative Commons-lizenziert:
T-Shirt von Riesenmaschine, Regenbogen-Flagge von mhaithaca, Tram von iwouldstay. Ausser das Bildschirmfoto von Katja B.'s Blog.
Am Samstag besuchte "Herr Regierender Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit" - kurz: Wowi - unser Städtchen mal wieder. Da tanzte und klamaukte nämlich der Christopher Street Day (CSD) durch die Zürcher Innenstadt. Als Wowi das letzte Mal einen Zürcher Umzug besuchte, hatte sich Regierungsrätin Verena Diener bei ihm entschuldigt, dass leider keine Frauen am traditionellen Sechseläuten-Umzug teilnehmen dürfen. Die Berliner Presse berichtete letzten Frühling amüsiert von Wowis souveräner Antwort: "Bekanntlich macht mir das nicht so viel aus." So dürfte es auch Frau Diener nicht mehr erstaunt haben, dass Wowi vorgestern der lesBischwulen Zürcher Bevölkerung ein paar Grussworte entgegenwarf.
Der Zürcher Ballmeister geht nach Berlin
Im letzten Beitrag hatte ich mal wieder krampfhaft eine Züri-Berlin-Verbindung konstruiert, weil ich über den Meistertitel des FC Zürich und Gemeinschaftsgefühle in einer individualisierten Gesellschaft schreiben wollte. Da blicke ich nun selber erstaunt aus der Fussballwäsche, dass der FC Zürich-Trainer Lucien Favre tatsächlich in Windeseile ein weiterer Architekt der Achse Züri-Berlin geworden ist und nun Hertha BSC auf denselben Siegespfad bringen soll. Züri-Berlin gratuliert.
Ebenso Berlin-verliebte Zürcher Bloggerin
Dank eines fruchtbaren Irrtums des geschätzten Blogdenuziaten bin ich auf eine weitere bloggende Züri-Berlinerin gestossen. Ihr Blog ist ein optisch und inhaltlich hinreissendes Produkt mit einer wunderhübschen digitalen Tapete. Zudem teilt Katja B. mit mir das Faible für den 1920er-Mythos und die Existenz als Lizenziandin. Und sie hat sich im gleichen Sommer wie ich an den gleichen (fetten) Ecken, auf denselben Badeschiffen und Berliner Brücken herumgetrieben (fotografisches Beweismaterial). Wenn ich genauer hinschaue, erkenne ich das Gesicht aus dem Deutschen Seminar der Uni Zürich. So little ist big Zurich city.
Tramgespräch
Andere erkennen dagegen mein Gesicht besser. Vor ein paar Tagen wurde ich im Tram von einer hübschen Rothaarigen angesprochen, die ich schon mal irgendwo - natürlich dachte ich fälschlicherweise: irgendwo in dieser kleinen Grossstadt - gesehen hatte. Wir hätten doch dasselbe Seminar an der Freien Uni Berlin besucht, und ich hätte doch dieses Blog... Als sie es sagte, dämmerte es auch mir, obwohl doch sonst jeweils ich beleidigt spiele, wenn man mich nicht sofort wiedererkennt. Sie ist Berlinerin und macht gerade ein Erasmus-Semester in Zürich, wie sie mir im quietschenden 13-er-Tram erzählte. Sie hüpfte am Limmatplatz bereits wieder aus dem zürich-farbenen Gefährt, noch bevor ich die erstaunliche Wiederbegegnung überwunden hatte.
[tsy:riç] goes Riesenmaschine
Mein phonetisches Zürich-T-Shirt ist wie ein neu bedrucktes T-Shirt aus der phöniketischen Asche im textilen Nirvana auferstanden, um für kurze Zeit ein Rädchen der Riesenmaschine zu sein. Aber auch dort ist es schon wieder weg. Natürlich lügt man bei der Riesenmaschine nicht nur schöner (das T-Shirt hatte nämlich nicht nur 1000, sondern gar 2000 Franken gekostet), sondern man fotografiert auch besser. Mit diesem transferierten Bild wird Züri-Berlin als digitale Grabstätte für mein einstiges Lieblings-T-Shirt schon fast zum Mausoleum.
(Ich habe es mir schmerzlich verkniffen, diesen Abschnitt mit "Pimp my T-Shirt" zu übertiteln. Ich hoffe, Sie danken es mir, wie ich es inzwischen allen danke, die es fertig bringen, den besonders originellen Dauerwitz vor dem Aussprechen auf ihrer Zunge zergehen zu lassen.)
Die verwendeten Fotos sind Creative Commons-lizenziert:
T-Shirt von Riesenmaschine, Regenbogen-Flagge von mhaithaca, Tram von iwouldstay. Ausser das Bildschirmfoto von Katja B.'s Blog.
Freitag, Mai 25, 2007
Nur Fussball rettet die Welt
"Wär nöd gumpet, isch kän Zürcher, hoi, hoi!"
Der FC Zürich ist seit gestern Schweizer Fussballmeister. Obwohl ich lieber selber Fussball spiele als zuschaue, verfolgte ich gestern nach dem Training mit meinem Team das entscheidende Spiel. Die Stimmung in unserer stickigen und masslos überfüllten Stammkneipe "El Lokal" war ergreifend und wunderbar heiter. Der FC Basel wurde mit dem Sieg des FCZ auf den zweiten Platz verwiesen. Der Beweis: Fussball ist die wirkungsvollste Verkaufsförderung für Städte. Daneben kann - zumindest innerhelvetisch - jegliches Standortmarketing unter dem Titel "Zurich - Downtown Switzerland" einpacken.
Im vergangenen WM-Sommer versuchten wir an der Humboldt Universität zu Berlin, dem Geheimnis des Fussballs auf die Spur zu kommen. Es wurde damals viel philosophiert und auch viel ge-blabla-t. Die populäre Faszination konnte dennoch nicht richtig entschlüsselt werden. Die heile Fussballwelt ist der kleinste gemeinsame Nenner von Menschenansammlungen.
Alles andere ist Privatsache: ob man mit dem Vieltelefonierer-Handy-Abo sunrise relax super spricht, Migros Budget Mobile ohne Abo oder E-Plus Videotelefonie, ob man agnostisch, patchworkreligiös oder hinduistisch ist, ob man arbeitet oder mit einem von der Sozialhilfe bezahlten BMW durch die Stadt kurvt, ob ich ein Paket mit der Post, mit DHL, per Velokurier, GLS oder Hermes PaketShop versende, was Mann mit Frau, Frau mit Mann und Frau (oder in allen anderen erdenklichen Kombinationen) tut und ob man dafür den Trauschein einholt oder nicht, ob man Bio-Äpfel verspeist oder nicht, ob man Systeme lieber mit mikroweichen Fenstern, angebissenen Äpfeln oder freien Pinguinen betreibt, ob man nach dem Besuch des stillen Örtchens die Hände wäscht oder nicht.
Im Grunde alles egal, "muss doch jede und jeder selbst wissen, nicht wahr." Jawohl, wir üben uns brav im Umgang mit der quasi totalen Freiheit und Beliebigkeit. (Ende des Exkurses, der mich wohl unverkennbar als Vertreterin einer mit Möglichkeiten allzu verwöhnten Generation brandmarkt)
Kein Wunder, dass Fussball das einzige ist, was in der beschriebenen Gesellschaft noch ein Gemeinschaftsgefühl auszulösen vermag.
Da jubelt und hupt Zürich, fühlt sich in seiner Schweizer Vormachtstellung bestätigt und die restliche Schweiz hasst Zürich noch ein bisschen mehr dafür. Dass die FCZ-Torschützen so waschechte Zürcher Namen wie Francileudo Silva dos Santos und Xavier Margairaz tragen, ist wahrscheinlich sogar den Patrioten der einbürgerungsfeindlichen Zürcher SVP egal. Hauptsache Zürich. Zürich über alles.
Vielleicht würde ein Sieg von Hertha BSC dem Berliner Pleite-Image sogar mehr helfen als Bürgermeister Wowis neuer Stadtslogan: "Berlin - Stadt des Wandels". Auch wenn dies noch ein Arbeitstitel für die Imagekampagne ist, wird es jeder neue Slogan sehr schwer haben, Wowis unsterbliches Attribut für Berlin zu verdrängen: "arm, aber sexy". Darum: "Wer nicht hüpft, der ist kein Berliner!"
Update:
Was ich nicht wusste, als ich haltlose Dinge über Fussball, Städte und den Berliner Fussballclub Hertha BSC von mir gab: Dass der FC Zürich-Trainer Lucien Favre möglicherweise nächstens Trainer von Hertha BSC wird.
Der Stadtwanderer von Bern (aka Politologe der Nation Claude Longchamps) ist übrigens dieser Tage Stadtwanderer von Berlin und schreibt interessant über den Checkpoint Charlie (wohl jene Berliner Sehenswürdigkeit, die an Unauthentizität kaum zu überbieten ist), die charmante Berliner Servicekultur und erwähnt auch die "Stadt des Wandels".
Der FC Zürich ist seit gestern Schweizer Fussballmeister. Obwohl ich lieber selber Fussball spiele als zuschaue, verfolgte ich gestern nach dem Training mit meinem Team das entscheidende Spiel. Die Stimmung in unserer stickigen und masslos überfüllten Stammkneipe "El Lokal" war ergreifend und wunderbar heiter. Der FC Basel wurde mit dem Sieg des FCZ auf den zweiten Platz verwiesen. Der Beweis: Fussball ist die wirkungsvollste Verkaufsförderung für Städte. Daneben kann - zumindest innerhelvetisch - jegliches Standortmarketing unter dem Titel "Zurich - Downtown Switzerland" einpacken.
Im vergangenen WM-Sommer versuchten wir an der Humboldt Universität zu Berlin, dem Geheimnis des Fussballs auf die Spur zu kommen. Es wurde damals viel philosophiert und auch viel ge-blabla-t. Die populäre Faszination konnte dennoch nicht richtig entschlüsselt werden. Die heile Fussballwelt ist der kleinste gemeinsame Nenner von Menschenansammlungen.
Alles andere ist Privatsache: ob man mit dem Vieltelefonierer-Handy-Abo sunrise relax super spricht, Migros Budget Mobile ohne Abo oder E-Plus Videotelefonie, ob man agnostisch, patchworkreligiös oder hinduistisch ist, ob man arbeitet oder mit einem von der Sozialhilfe bezahlten BMW durch die Stadt kurvt, ob ich ein Paket mit der Post, mit DHL, per Velokurier, GLS oder Hermes PaketShop versende, was Mann mit Frau, Frau mit Mann und Frau (oder in allen anderen erdenklichen Kombinationen) tut und ob man dafür den Trauschein einholt oder nicht, ob man Bio-Äpfel verspeist oder nicht, ob man Systeme lieber mit mikroweichen Fenstern, angebissenen Äpfeln oder freien Pinguinen betreibt, ob man nach dem Besuch des stillen Örtchens die Hände wäscht oder nicht.
Im Grunde alles egal, "muss doch jede und jeder selbst wissen, nicht wahr." Jawohl, wir üben uns brav im Umgang mit der quasi totalen Freiheit und Beliebigkeit. (Ende des Exkurses, der mich wohl unverkennbar als Vertreterin einer mit Möglichkeiten allzu verwöhnten Generation brandmarkt)
Kein Wunder, dass Fussball das einzige ist, was in der beschriebenen Gesellschaft noch ein Gemeinschaftsgefühl auszulösen vermag.
Da jubelt und hupt Zürich, fühlt sich in seiner Schweizer Vormachtstellung bestätigt und die restliche Schweiz hasst Zürich noch ein bisschen mehr dafür. Dass die FCZ-Torschützen so waschechte Zürcher Namen wie Francileudo Silva dos Santos und Xavier Margairaz tragen, ist wahrscheinlich sogar den Patrioten der einbürgerungsfeindlichen Zürcher SVP egal. Hauptsache Zürich. Zürich über alles.
Vielleicht würde ein Sieg von Hertha BSC dem Berliner Pleite-Image sogar mehr helfen als Bürgermeister Wowis neuer Stadtslogan: "Berlin - Stadt des Wandels". Auch wenn dies noch ein Arbeitstitel für die Imagekampagne ist, wird es jeder neue Slogan sehr schwer haben, Wowis unsterbliches Attribut für Berlin zu verdrängen: "arm, aber sexy". Darum: "Wer nicht hüpft, der ist kein Berliner!"
Update:
Was ich nicht wusste, als ich haltlose Dinge über Fussball, Städte und den Berliner Fussballclub Hertha BSC von mir gab: Dass der FC Zürich-Trainer Lucien Favre möglicherweise nächstens Trainer von Hertha BSC wird.
Der Stadtwanderer von Bern (aka Politologe der Nation Claude Longchamps) ist übrigens dieser Tage Stadtwanderer von Berlin und schreibt interessant über den Checkpoint Charlie (wohl jene Berliner Sehenswürdigkeit, die an Unauthentizität kaum zu überbieten ist), die charmante Berliner Servicekultur und erwähnt auch die "Stadt des Wandels".
Donnerstag, Mai 24, 2007
Züri-Berlin im Textil-Nirvana
Meine Städte-T-Shirts mussten neulich in eine andere Lebensform ausserhalb des RAKKE-Kleider- schranks und jenseits meines Oberkörpers transzendieren. Kurz davor wurden sie immerhin noch digital memoriert und finden nun hier ihre Gedenkstätte.
1. Zürich aus Zeiten des Phonetik-Kurses an der Uni, wo man das Internationale Phonetische Alphabet bis zum Abwinken üben musste.
2. Ein touristisches Berlin-T-Shirt, das als Spoof Ad den Coca Cola-Schriftzug mit einem tollen Berliner Stadtteil unterwandern sollte. Damals war ich grad so richtig fasziniert von der Adbusters-Bewegung. Dass ich ein Jahr später mal in Kreuzberg wohnen würde, stand damals natürlich noch auf keinem hellseherischen Werbeplakat, dessen Botschaft man subversiv hätte untergraben können. Inzwischen glaube ich allerdings, ein wenig ernüchtert, dass nicht selten das Unterwandern von Botschaften im Grunde dieselben stärkt. So gibt auch das "coole" Kreuzberg dem in bestimmten Kreisen als "uncool imperialistisch" geltenden Cola-Schriftzug eher Auftrieb. Da müssen Afri, Fritz und Mecca noch gewaltig Kohlensäure geben, um je an ihr politisch unkorrektes Vorbild heran zu kommen.
Noch nicht im textilen Nirvana, sondern inzwischen des öfteren an meinen Beinfortsätzen, befinden sich diese schwarzen Socken. Meine liebe Cousine schenkte sie mir nach der turbulenten Rückkehr in die Heimatstadt.
Die Fusshülsen tragen den einfühlsamen Namen sensitive berlin und waren wunderbar sensibel verpackt. So sensibel, dass es Monate gedauert hat, bis ich sie endlich enthüllt und in die armen empfindlichen Dinger angemessen mit Füssen getreten habe.
1. Zürich aus Zeiten des Phonetik-Kurses an der Uni, wo man das Internationale Phonetische Alphabet bis zum Abwinken üben musste.
2. Ein touristisches Berlin-T-Shirt, das als Spoof Ad den Coca Cola-Schriftzug mit einem tollen Berliner Stadtteil unterwandern sollte. Damals war ich grad so richtig fasziniert von der Adbusters-Bewegung. Dass ich ein Jahr später mal in Kreuzberg wohnen würde, stand damals natürlich noch auf keinem hellseherischen Werbeplakat, dessen Botschaft man subversiv hätte untergraben können. Inzwischen glaube ich allerdings, ein wenig ernüchtert, dass nicht selten das Unterwandern von Botschaften im Grunde dieselben stärkt. So gibt auch das "coole" Kreuzberg dem in bestimmten Kreisen als "uncool imperialistisch" geltenden Cola-Schriftzug eher Auftrieb. Da müssen Afri, Fritz und Mecca noch gewaltig Kohlensäure geben, um je an ihr politisch unkorrektes Vorbild heran zu kommen.
Noch nicht im textilen Nirvana, sondern inzwischen des öfteren an meinen Beinfortsätzen, befinden sich diese schwarzen Socken. Meine liebe Cousine schenkte sie mir nach der turbulenten Rückkehr in die Heimatstadt.
Die Fusshülsen tragen den einfühlsamen Namen sensitive berlin und waren wunderbar sensibel verpackt. So sensibel, dass es Monate gedauert hat, bis ich sie endlich enthüllt und in die armen empfindlichen Dinger angemessen mit Füssen getreten habe.
Sonntag, Mai 13, 2007
Krawalle am 1. Mai: Ein Züri-Berlin – Privileg
«Gesellschaftliche Geschwüre», wie sie die Zürcher Stadträtin Esther Maurer in einem Interview bezeichnet, in Form von 1. Mai-Ausschreitungen, sind eine exklusive Züri-Berlin-Verbindung, wenn man dem Tages-Anzeiger-Interview Glauben schenkt.
Seit den Ursprüngen meiner Zürcher Kindheit, gehört für mich zum 1. Mai die Nachdemonstration des "Schwarzen Blockes", auch wenn ich das nie direkt zu sehen bekam.
Dass auch in Berlin jeweils an diesem Tag Unzimperlichkeiten geschehen, überraschte mich deshalb vor einem Jahr ganz und gar nicht. Nachdem ich mich in Berlin-Kreuzberg ans Strassenfest begeben hatte, konnten meine besorgten Verwandten aus dem tiefen Westberlin fast nicht glauben, dass ich dies überlebt haben sollte. Sie hatten mich beschworen, meine Kreuzberger Wohnung am unseligen 1. Mai nicht zu verlassen. Viel zu gefährlich. Es war schlussendlich ein wunderschönes Fest rund um den Mariannenplatz und die Oranienstrasse. Als später doch noch Mülltonnen brannten, waren wir längst weg, die Mägen voll von Köstlichkeiten.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es in anderen europäischen Städten keine 1. Mai-Krawalle geben soll und dass es ein Privileg der lieben Achse Zürich – Berlin sein soll, mit «gesellschaftlichen Geschwüren» beglückt zu werden. «Geschwüre», die alljährlich dasselbe provokative Theater aufführen wollen, bei dem die Rollen immer gleich verteilt werden und bei dem am Ende alle zu Tränen(gas) gerührt sind, sodass sich niemand mit Forderungen zu verbesserten Arbeitsbedingungen auseinandersetzen muss.
____
Rührend war im Übrigen auch der gestrige serbische Sieg am Eurovision Contest mit der Kitschballade «Molitva», für deren Tränendrüseneffekt ich mich in erstaunlicher Weise erwärmen kann. In Berlin dürfte man sich über das Abschneiden von Frauenregent Roger Cicero genauso in den Haaren liegen wie in Zürich über die vielleicht doch nicht ganz so lebendigen Vampire von DJ Bobo und die angebliche Ostblock-Verschwörung.
Seit den Ursprüngen meiner Zürcher Kindheit, gehört für mich zum 1. Mai die Nachdemonstration des "Schwarzen Blockes", auch wenn ich das nie direkt zu sehen bekam.
Dass auch in Berlin jeweils an diesem Tag Unzimperlichkeiten geschehen, überraschte mich deshalb vor einem Jahr ganz und gar nicht. Nachdem ich mich in Berlin-Kreuzberg ans Strassenfest begeben hatte, konnten meine besorgten Verwandten aus dem tiefen Westberlin fast nicht glauben, dass ich dies überlebt haben sollte. Sie hatten mich beschworen, meine Kreuzberger Wohnung am unseligen 1. Mai nicht zu verlassen. Viel zu gefährlich. Es war schlussendlich ein wunderschönes Fest rund um den Mariannenplatz und die Oranienstrasse. Als später doch noch Mülltonnen brannten, waren wir längst weg, die Mägen voll von Köstlichkeiten.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es in anderen europäischen Städten keine 1. Mai-Krawalle geben soll und dass es ein Privileg der lieben Achse Zürich – Berlin sein soll, mit «gesellschaftlichen Geschwüren» beglückt zu werden. «Geschwüre», die alljährlich dasselbe provokative Theater aufführen wollen, bei dem die Rollen immer gleich verteilt werden und bei dem am Ende alle zu Tränen(gas) gerührt sind, sodass sich niemand mit Forderungen zu verbesserten Arbeitsbedingungen auseinandersetzen muss.
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Rührend war im Übrigen auch der gestrige serbische Sieg am Eurovision Contest mit der Kitschballade «Molitva», für deren Tränendrüseneffekt ich mich in erstaunlicher Weise erwärmen kann. In Berlin dürfte man sich über das Abschneiden von Frauenregent Roger Cicero genauso in den Haaren liegen wie in Zürich über die vielleicht doch nicht ganz so lebendigen Vampire von DJ Bobo und die angebliche Ostblock-Verschwörung.
Montag, April 23, 2007
Von der Berliner Konferenz hinab nach Züri
Von der schönen und inspirierenden re:publica-Konferenz in der Berliner Kalkscheune bin ich längst wieder hinabgestiegen. Sowohl geografisch in den Süden hinab wie auch grammatisch. Deutschländisch-deutsch befindet man sich ja auf einer Konferenz, während man helvetisch-deutsch an einer Konferenz ist. So gesehen befinden sich Konferenzteilnehmende aus Schweizer Sicht in Deutschland oben drauf, und Nicht- Konferenzteilnehmende folglich darunter. Seltsamerweise geht man in Helvetien aber auch auf die Post, obwohl man eigentlich nicht darauf, sondern hinein bzw. in Deutschland zur Post geht. Berliner Studierende gehen zur Uni, Zürcher Kopflastige hingegen an die Uni.
Tour de Berlin
Am letzten Konferenznachmittag schlich ich von der Kalkscheune aus zum Bahnhof Friedrichstraße, mietete ein Fahrrad und klapperte in Kürze den touristischsten Berliner Stadtteil rund um das Boulevard "Unter den Linden" ab. Wo letzten Sommer beim Brandenburger Tor grosse WM-Stimmung gemacht wurde, hat nun Europa Einzug gehalten – sogar direkt neben der EU-freien Zone, der Schweizer Botschaft, werden europäische Ideen entwickelt.
Und es gibt gar Anzeichen dafür, dass in Europa frischerer Wind weht als in Deutschland. So sprachen jedenfalls an jenem Nachmittag die Flaggen vor dem deutschen Bundestag.
Der Palast der Republik - einlangwieriges Abriss-Projekt ausgedehnter (politisch korrekt gesprochen) "selektiver Rückbau" - ist noch etwas durchsichtiger geworden seit meinem letzten Besuch. Der ehemalige DDR- Regierungspalast kommt mir in seiner entsorgungs- technischen Widerspens- tigkeit vor, als würde er sich sinnbildlich gegen die Wegrationierung der Vergangenheit wehren, die nicht direkt in der Ostalgie-Souvenir-Maschinerie verwertbar ist.
Von Nike gesponserte WM-Kunst ist hinter dem Kulturzentrum "Tacheles" noch immer zu finden und auch ungesponserte Berliner Streetart fasziniert mich weiterhin.
Zum ersten Mal habe ich mich zudem an die hinteren Enden der Waschmaschinen-Architektur des Kanzleramtes getraut.
Am letzten Abend, vor der Hast zum südwärts gerichteten CityNightLine am Berlin Hbf, war noch Zeit für einen Transfer von Berlin-Mitte nach Kreuzberg. Die ewige Baustelle neben der S-Bahn beim Alexanderplatz hat massiv-rote Formen angenommen und der wunderbare Ausblick von der U1 auf der Oberbaumbrücke verrät, dass nun leider doch ein sauerstoffhaltiges Mobilfunkunternehmen an der wässrigen Spree die Strandbars hinter der East Side Gallery verdrängen wird.
Am Schlesischen Tor, meinem ehemaligen Berliner Wohnort, hat sich weniger verändert als erwartet: Die harte Döner-Konkurrenz zwischen dem Bistro Bagdad und dem Türkiyem Imbiss hält an und das vietnamesische Restaurant Cûno nebenan kocht noch immer leckere "fliegende Ente" (obwohl man sich natürlich streiten kann, wie sehr die duck in diesem köstlichen Zustand noch flying ist) und die Bedienung ist - für Berliner Verhältnisse - weiterhin unschlagbar freundlich.
Tour de Germanophonie
Nach der Konferenz absolvierte ich innerhalb von 24 Stunden eine wahre Tour de Germanophonie - mit dem Nachtzug von Berlin nach Zürich, und am selben späteren Nachmittag übers Wochenende in den erholsamen Bregenzerwald. Ich ratterte in diversen Eisenbahn-Modellen durch Deutschland, die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein nach Österreich. Gefehlt hat nur noch Luxemburg. Und vielleicht noch Ostbelgien und Südtirol. Und wer es ganz genau nimmt, könnte natürlich auch einwenden, dass ich die Nordschleswiger in Dänemark, die Dobrutschadeutschen auch berücksichtigen müsste, und bitteschön auch gleich die Siebenbürger Sachsen, wenn ich schon behaupte, nach regem Verkehr auf den Datenautobahnen der re:publica-Konferenz, in Rekordzeit auf Zugschienen durch so einige deutschsprachige Länder gerast zu sein.
Bilder zur Vergrösserung anklicken.
Tour de Berlin
Am letzten Konferenznachmittag schlich ich von der Kalkscheune aus zum Bahnhof Friedrichstraße, mietete ein Fahrrad und klapperte in Kürze den touristischsten Berliner Stadtteil rund um das Boulevard "Unter den Linden" ab. Wo letzten Sommer beim Brandenburger Tor grosse WM-Stimmung gemacht wurde, hat nun Europa Einzug gehalten – sogar direkt neben der EU-freien Zone, der Schweizer Botschaft, werden europäische Ideen entwickelt.
Und es gibt gar Anzeichen dafür, dass in Europa frischerer Wind weht als in Deutschland. So sprachen jedenfalls an jenem Nachmittag die Flaggen vor dem deutschen Bundestag.
Der Palast der Republik - ein
Von Nike gesponserte WM-Kunst ist hinter dem Kulturzentrum "Tacheles" noch immer zu finden und auch ungesponserte Berliner Streetart fasziniert mich weiterhin.
Zum ersten Mal habe ich mich zudem an die hinteren Enden der Waschmaschinen-Architektur des Kanzleramtes getraut.
Am letzten Abend, vor der Hast zum südwärts gerichteten CityNightLine am Berlin Hbf, war noch Zeit für einen Transfer von Berlin-Mitte nach Kreuzberg. Die ewige Baustelle neben der S-Bahn beim Alexanderplatz hat massiv-rote Formen angenommen und der wunderbare Ausblick von der U1 auf der Oberbaumbrücke verrät, dass nun leider doch ein sauerstoffhaltiges Mobilfunkunternehmen an der wässrigen Spree die Strandbars hinter der East Side Gallery verdrängen wird.
Am Schlesischen Tor, meinem ehemaligen Berliner Wohnort, hat sich weniger verändert als erwartet: Die harte Döner-Konkurrenz zwischen dem Bistro Bagdad und dem Türkiyem Imbiss hält an und das vietnamesische Restaurant Cûno nebenan kocht noch immer leckere "fliegende Ente" (obwohl man sich natürlich streiten kann, wie sehr die duck in diesem köstlichen Zustand noch flying ist) und die Bedienung ist - für Berliner Verhältnisse - weiterhin unschlagbar freundlich.
Tour de Germanophonie
Nach der Konferenz absolvierte ich innerhalb von 24 Stunden eine wahre Tour de Germanophonie - mit dem Nachtzug von Berlin nach Zürich, und am selben späteren Nachmittag übers Wochenende in den erholsamen Bregenzerwald. Ich ratterte in diversen Eisenbahn-Modellen durch Deutschland, die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein nach Österreich. Gefehlt hat nur noch Luxemburg. Und vielleicht noch Ostbelgien und Südtirol. Und wer es ganz genau nimmt, könnte natürlich auch einwenden, dass ich die Nordschleswiger in Dänemark, die Dobrutschadeutschen auch berücksichtigen müsste, und bitteschön auch gleich die Siebenbürger Sachsen, wenn ich schon behaupte, nach regem Verkehr auf den Datenautobahnen der re:publica-Konferenz, in Rekordzeit auf Zugschienen durch so einige deutschsprachige Länder gerast zu sein.
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Donnerstag, April 12, 2007
re:publica in Berlin
Nach so einigen digital hergestellten Verbindungen zwischen den hier lobbesungenen Städten, habe ich dank CityNightLine mal wieder eine analoge herstellen können: Meine laufende Lizenziatsarbeit (teutonisch: Magisterarbeit) und ein nettes Begleitungsangebot haben mich von Züri an die re:publica in der Berliner Kalkscheune katapultiert. Hier tummeln sich zurzeit rund 700 Menschen, die so einige Zeit in den Sphären hinter den Bildschirmen verbringen, und diskutieren drei Tage lang über Internet, Gesellschaft und Politik.
In Sälen mit Gesellschafts- und Online-Interessierten mit Laptops auf den Knien zu sitzen, zwischendurch in der wärmenden Berliner Frühlingssonne eine Boulette für 2 € zu essen und ein Club Mate zu trinken, ist ganz wunderbar. Nach fleissigem Mitschreiben und Treffen von bisherigen Online-Bekanntschaften im Hof, war gestern sogar rasch Zeit, die schöne und geschichtsträchtige Berliner Synagoge zu besichtigen, eine der nicht abgetragenen Pendenzen aus meiner Berliner Zeit. Obwohl es in Berlin ja gar keine Pendenzen gibt, sondern bloss noch unerledigte Aufgaben und to do-lists.
Heute Abend tritt an der re:publica-Konferenz neben Toni Mahoni-Podcaster auch die Zentrale Intelligenz Agentur mit ihrem legendären PowerPoint-Karaoke auf, das am 20. Juni auch in Zürich in der Gessnerallee stattfinden wird. Sozusagen der Backlink zu meinem aktuellen Aufenthalt.
Mittwoch, April 04, 2007
Züri-Berlin Update
Berliner Bär in Zürich
Zu schön wär's gewesen – und dann war's doch nur der April-Scherz von Berichterstatter Christoph Zürcher aus Berlin.
Bereits unzählige Berliner und andere Blogs waren mit «Knuddel-Knut»- Content gespiesen worden, durch Boulevard- sowie durch Qualitätsmedien war das süsse Eisbärenbaby getapst. Und da es immer schicker wird, Blogs in bestehende Online-Portale von traditionellen Medienhäusern einzubinden, wurde auch Knut flugs zum bloggenden Trendopfer. Züri-Berlin hatte sich vornehm zurückgehalten, wurde inzwischen aber auch von der knutisierenden Nachrichtenspirale erfasst.
Am 1. April musste der kleine Eisbär vermeintlich politische Interessen mit Plüschfell umhüllen, bis sich dann offiziell herausstellte, dass gar die schönste Zürcher Sonntagszeitung «Cute Knut» dazu benutzte hatte, leichtgläubige Anteile der Zürcher Bevölkerung zu veraprilscherzen bzw. auf die Sechseläutenwiese zu bestellen.
Wie viele wegen Knut tatsächlich zur Zürcher Sechseläutenwiese gepilgert sind, steht nicht fest. Jedenfalls ist in Berlin der Bär los, in Zürich nun doch nicht mehr, aber vor vielen Jahren (manche steckten noch in Adidas-Kinderschuhen) waren auch in Züri mal gezähmte Wappentiere in allen Formen und Farben an der Zürcher Bahnhofstrasse anzutreffen gewesen:
Vermischte News aus Züri-Berlin
Drama und Skandal zum Schluss
Vergangene Woche trat Berlin einen weiteren Beweis an, dass es definitiv wieder in die Liga der Weltstädte gehört:
Aber nicht nur der Berliner Hauptbahnhof ist einmal mehr in Gefahr, sondern auch das Freitag-Taschen-Imperium in Zürich wird attackiert:
Zu schön wär's gewesen – und dann war's doch nur der April-Scherz von Berichterstatter Christoph Zürcher aus Berlin.
Bereits unzählige Berliner und andere Blogs waren mit «Knuddel-Knut»- Content gespiesen worden, durch Boulevard- sowie durch Qualitätsmedien war das süsse Eisbärenbaby getapst. Und da es immer schicker wird, Blogs in bestehende Online-Portale von traditionellen Medienhäusern einzubinden, wurde auch Knut flugs zum bloggenden Trendopfer. Züri-Berlin hatte sich vornehm zurückgehalten, wurde inzwischen aber auch von der knutisierenden Nachrichtenspirale erfasst.
Am 1. April musste der kleine Eisbär vermeintlich politische Interessen mit Plüschfell umhüllen, bis sich dann offiziell herausstellte, dass gar die schönste Zürcher Sonntagszeitung «Cute Knut» dazu benutzte hatte, leichtgläubige Anteile der Zürcher Bevölkerung zu veraprilscherzen bzw. auf die Sechseläutenwiese zu bestellen.
Wie viele wegen Knut tatsächlich zur Zürcher Sechseläutenwiese gepilgert sind, steht nicht fest. Jedenfalls ist in Berlin der Bär los, in Zürich nun doch nicht mehr, aber vor vielen Jahren (manche steckten noch in Adidas-Kinderschuhen) waren auch in Züri mal gezähmte Wappentiere in allen Formen und Farben an der Zürcher Bahnhofstrasse anzutreffen gewesen:
Vermischte News aus Züri-Berlin
- Mit Bö von der Zürcher Gratiszeitung "heute" wurde nach dem langwierigen Züri-Berlin-Online-Streit in Sachen Missachtung der Creative Commons-Lizenz Offline-Frieden geschlossen. Und Züri-Berlin hat am gleichen Anlass, dem BlogCampSwitzerland an der ETH Zürich, auch sein Idol in Sachen blog-basierter germanophoner interkultureller Verständigung persönlich kennengelernt: die Blogwiese.
- Die neulich per Zürich/Berlin-Google-Alert ausfindig gemachte Züri-Berlinerin erweist sich ausgerechnet als NZZ-Berichterstatterin über die Passigsche Koketterie mit der Schriftstellerei. Ursprünglich in Rüti (Kanton Zürich) geboren, zog Sieglinde Geisel Ende der 80er Jahre nach Berlin-Kreuzberg.
Drama und Skandal zum Schluss
Vergangene Woche trat Berlin einen weiteren Beweis an, dass es definitiv wieder in die Liga der Weltstädte gehört:
Aber nicht nur der Berliner Hauptbahnhof ist einmal mehr in Gefahr, sondern auch das Freitag-Taschen-Imperium in Zürich wird attackiert:
Donnerstag, März 22, 2007
Freitag Zürich, Milk Berlin
Kaum ein anderes urbanes Accessoire zeigt ähnlich deutlich: wir sind jung, trend- bewusst und cool. Vergessen waren Mitte der 90er plötzlich alle Vorteile, die rückenfreundliche Gepäckstücke mit sich bringen, als mit den Umhängetaschen neuerdings wieder sehr einfach Style bewiesen werden konnte. Alle besonders Individuellen waren in Zürich fast schlagartig einheitlich mit derselben Tasche bestückt.
Die erste Freitag-Tasche sah ich mit 14 in meiner ersten Englisch-Lektion: jene der jungen Lehrerin in meinem Zürcher Schulhaus, in dem damals noch ein Übermass an Lehrern alter Garde unterrichtete (aufstehen, wenn der Lehrer das Zimmer betritt, aufrufen mit Nachnamen wie am ehemaligen Knabengymnasium üblich). Die Freitag-Taschenträgerin war neben ihrem Englischpensum Sängerin, spielte exzessiv Computerspiele, trug Schuhe mit hohen Gummisohlen, die ihrer Körpergrösse nachhelfen sollten, und verlieh dem trist betonierten Schulhaus mit ihrer Freitag-Coolness den dringend nötigen frischen Wind.
Das war vor mehr als 10 Jahren. Inzwischen ist Freitag aus den Zürcher Szene-Kreisen in den globalen Mainstream geflossen und zum modernen Zürcher Export-Schlager schlechthin geworden. Wer jetzt in Zürich noch trendige Coolness demonstrieren will, kauft sich keine Freitag-Tasche mehr. Viel zu etabliert. Schliesslich hingen die Taschen bereits im MoMA und in Ausstellungen mit dem Titel: Unikat, Prototyp, Reproduktion. Strategien der Individualisierung und Authentizität im Kunsthandwerk des 21. Jahrhunderts. In der - leider verpassten - Ausstellung wurde auch die geradezu taschenphilo- sophische Frage gestellt: Ist die von Hand genähte Freitag-Tasche ein Einzelstück in der Serie?
Seit letztem Sommer hat sich Freitag im Übrigen ein Denkmal gesetzt: in der Ausgangsmeile im Kreis 5 steht der Freitag-Tower, ein monumentaler, industrieromantischer Shop im hip gewordenen ehemaligen Industriequartier Züri-West.
In Berlin ist Freitag zurzeit noch viel cooler als in Zürich, wo man eigentlich bloss mit einer uralten Tasche noch punkten kann, indem man damit beweist, dass man von Anfang an dabei war. In der angesagten deutschen Metropole hingegen glauben manche fest daran, dass es sich bei Freitag um ein Berliner Label handle. Berlin hat nämlich auch so einiges an LKW- Planen- Umhängetaschen zu bieten.
Wer in Berlin war, nach Zürich zurückkehrt und den Aufenthalt in der Grossstadt zur Schau tragen möchte, bloggt entweder über Züri-Berlin, trägt Berlin-Buttons oder eine Tasche von Milk Berlin. Oder von ichichich, Pellemia oder anderen verwandten Planen-Taschen wie z.B. kitchenfloorbags. Man kann sich in Berlin natürlich auch einen Kultbag besorgen, der allerdings ursprünglich aus dem Ruhrgebiet stammt. In Berlin kaum gesehen, in "Downtown Switzerland" aber weiterhin beliebt, sind die Timbuk2-Messenger-Taschen aus San Francisco.
Das deutsche Magazin "Stern" spricht sich in einer Fotostrecke für Plane statt Prada aus. Was Milk Berlin und die anderen verarbeiteten Planen im Gegensatz zu Freitag Zürich nicht können: Planen-Taschen-Nachahmer-Labels auf den Plan rufen, die sich Freinacht und Donnerstag nennen. Zwar unschlagbar, dafür kickbar bleibt selbstverständlich auch der Freitag-Fussball:
Ich bin im Übrigen weiterhin keine corporate sponsored Bloggerin, und konnte mich weder je mit Freitag-Coolness noch mit Milk Berlin-Trendiness schmücken. Ich trage weiterhin mein ausgeleiertes Fabrikat von Leder Ruffner durch die Gegend. Herr Ruffner ist mit seiner überaus freundlichen und tendenziell geschwätzigen Art ein echtes Zürcher Original.
Foto Freitag-Taschen: nchenga, Foto Freitag Tower: ubiquity_zh, Foto Freitag-Fussball: Dom Dada
Die erste Freitag-Tasche sah ich mit 14 in meiner ersten Englisch-Lektion: jene der jungen Lehrerin in meinem Zürcher Schulhaus, in dem damals noch ein Übermass an Lehrern alter Garde unterrichtete (aufstehen, wenn der Lehrer das Zimmer betritt, aufrufen mit Nachnamen wie am ehemaligen Knabengymnasium üblich). Die Freitag-Taschenträgerin war neben ihrem Englischpensum Sängerin, spielte exzessiv Computerspiele, trug Schuhe mit hohen Gummisohlen, die ihrer Körpergrösse nachhelfen sollten, und verlieh dem trist betonierten Schulhaus mit ihrer Freitag-Coolness den dringend nötigen frischen Wind.
Das war vor mehr als 10 Jahren. Inzwischen ist Freitag aus den Zürcher Szene-Kreisen in den globalen Mainstream geflossen und zum modernen Zürcher Export-Schlager schlechthin geworden. Wer jetzt in Zürich noch trendige Coolness demonstrieren will, kauft sich keine Freitag-Tasche mehr. Viel zu etabliert. Schliesslich hingen die Taschen bereits im MoMA und in Ausstellungen mit dem Titel: Unikat, Prototyp, Reproduktion. Strategien der Individualisierung und Authentizität im Kunsthandwerk des 21. Jahrhunderts. In der - leider verpassten - Ausstellung wurde auch die geradezu taschenphilo- sophische Frage gestellt: Ist die von Hand genähte Freitag-Tasche ein Einzelstück in der Serie?
Seit letztem Sommer hat sich Freitag im Übrigen ein Denkmal gesetzt: in der Ausgangsmeile im Kreis 5 steht der Freitag-Tower, ein monumentaler, industrieromantischer Shop im hip gewordenen ehemaligen Industriequartier Züri-West.
In Berlin ist Freitag zurzeit noch viel cooler als in Zürich, wo man eigentlich bloss mit einer uralten Tasche noch punkten kann, indem man damit beweist, dass man von Anfang an dabei war. In der angesagten deutschen Metropole hingegen glauben manche fest daran, dass es sich bei Freitag um ein Berliner Label handle. Berlin hat nämlich auch so einiges an LKW- Planen- Umhängetaschen zu bieten.
Wer in Berlin war, nach Zürich zurückkehrt und den Aufenthalt in der Grossstadt zur Schau tragen möchte, bloggt entweder über Züri-Berlin, trägt Berlin-Buttons oder eine Tasche von Milk Berlin. Oder von ichichich, Pellemia oder anderen verwandten Planen-Taschen wie z.B. kitchenfloorbags. Man kann sich in Berlin natürlich auch einen Kultbag besorgen, der allerdings ursprünglich aus dem Ruhrgebiet stammt. In Berlin kaum gesehen, in "Downtown Switzerland" aber weiterhin beliebt, sind die Timbuk2-Messenger-Taschen aus San Francisco.
Das deutsche Magazin "Stern" spricht sich in einer Fotostrecke für Plane statt Prada aus. Was Milk Berlin und die anderen verarbeiteten Planen im Gegensatz zu Freitag Zürich nicht können: Planen-Taschen-Nachahmer-Labels auf den Plan rufen, die sich Freinacht und Donnerstag nennen. Zwar unschlagbar, dafür kickbar bleibt selbstverständlich auch der Freitag-Fussball:
Ich bin im Übrigen weiterhin keine corporate sponsored Bloggerin, und konnte mich weder je mit Freitag-Coolness noch mit Milk Berlin-Trendiness schmücken. Ich trage weiterhin mein ausgeleiertes Fabrikat von Leder Ruffner durch die Gegend. Herr Ruffner ist mit seiner überaus freundlichen und tendenziell geschwätzigen Art ein echtes Zürcher Original.
Foto Freitag-Taschen: nchenga, Foto Freitag Tower: ubiquity_zh, Foto Freitag-Fussball: Dom Dada
Montag, März 19, 2007
Shortnews aus Züri-Berlin
Seit heute hängt auch an Zürcher Kiosken das ge«spiegel»te Comeback Berlins als Weltstadt. 1999 fragte man sich bei der MorgenWelt, ob Berlin zur Weltstadt rekonstruiert werde, und anderswo wird noch dieser Tage wortreich über Berlin als Weltstadt philosophiert. Man kommt bei Alles über Berlin schliesslich zum leicht befremdenden Schluss: "Mithin ein weiterer Grund, warum Berlin so schrecklich ist!" Aber wahrscheinlich ist das alles Koketterie und schlicht eine verkappte Liebeserklärung, denn wer Kategorien wie "Mondiale Provinz" erfindet, kann Berlin nicht nicht lieben.
Ein Berliner Besucher der europäischen Konferenz über Protestbewegungen in Zürich war ganz angetan vom erstmals besuchten Nachbarland.
Mittlerweile las er allerdings in der Berliner Zeitung vom neuen Schweizer German Bashing und dürfte dadurch wieder etwas ent-euphorisiert worden sein.
Seit wenigen Tagen bloggt nun auch unser ehemalige Bundespräsident und weiterhin Bundesrat und Kommunikationsminister Moritz Leuenberger. Vor einem halben Jahr schrieb ich an dieser Stelle: Frau Merkel hat Leuenberger durch ihre Direktkommunikation via Video-Blog einiges voraus.
Des Zürcher Leuenbergers Blog ist bestimmt kein technisches Wunderwerk, wirkt aber im Vergleich zu Angela Merkels V-log aus Berlin zwar handgestrickter, aber auch irgendwie etwas weniger als handelte es sich um aufwändig inszenierte Polit-PR. Immerhin darf man Leuenbergers Worte öffentlich kommentieren, was ganze Kommentarfluten nach sich zieht. Merkel schützt sich wohl vor allzu gut gemeinten Ratschlägen aus der Bevölkerung.
Die Kasse der Stadt Zürich klingelt. Wenn sogar sozialdemokratische Stadtpräsidenten Steuersenkungen ankünden, haben sich die Machenschaften rund um den Finanzplatz Zürich scheinbar mal wieder gelohnt. Verkehrsbussen sind eine weitere nette Einnahmequelle. Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass damit die Stadt Zürich 2006 satte 58 Millionen Franken eingenommen hat. Weil nun auch falsch geparkten deutschen Autos der unbeliebte Zettel unter dem Scheibenwischer blüht, konnten - gemäss Tages-Anzeiger vom 14. März - die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um vier Millionen gesteigert werden. (Bild: flickr/Walsch)
Deswegen gilt weiterhin: Deutsche Kluge reisen im Zuge. Zürich HB und Berlin Hbf sind nämlich neuerdings Partner- bahnhöfe. Hoffentlich führen die diversen Bahnhofspartnerschaften dazu, dass der Berliner Hauptbahnhof das Image des Pannen-Bahnhofs abstreifen kann, und dass nie wieder die Rede von einstürzenden Neubauten sein muss.
Inzwischen könnte sich der Zürcher HB eine spezielle Mission auf seine Flaggen schreiben: Die Vereinheitlichung des verwirrenden hauptbahnhöflichen Abkürzungswesens.
Dann würde Berlin Hbf schlicht zu Berlin HB. Das wäre doch mal ein wahrer ästhetischer Fortschritt im Reich der elektronischen Fahrplanabfrage.
Ein Berliner Besucher der europäischen Konferenz über Protestbewegungen in Zürich war ganz angetan vom erstmals besuchten Nachbarland.
Mittlerweile las er allerdings in der Berliner Zeitung vom neuen Schweizer German Bashing und dürfte dadurch wieder etwas ent-euphorisiert worden sein.
Seit wenigen Tagen bloggt nun auch unser ehemalige Bundespräsident und weiterhin Bundesrat und Kommunikationsminister Moritz Leuenberger. Vor einem halben Jahr schrieb ich an dieser Stelle: Frau Merkel hat Leuenberger durch ihre Direktkommunikation via Video-Blog einiges voraus.
Des Zürcher Leuenbergers Blog ist bestimmt kein technisches Wunderwerk, wirkt aber im Vergleich zu Angela Merkels V-log aus Berlin zwar handgestrickter, aber auch irgendwie etwas weniger als handelte es sich um aufwändig inszenierte Polit-PR. Immerhin darf man Leuenbergers Worte öffentlich kommentieren, was ganze Kommentarfluten nach sich zieht. Merkel schützt sich wohl vor allzu gut gemeinten Ratschlägen aus der Bevölkerung.
Die Kasse der Stadt Zürich klingelt. Wenn sogar sozialdemokratische Stadtpräsidenten Steuersenkungen ankünden, haben sich die Machenschaften rund um den Finanzplatz Zürich scheinbar mal wieder gelohnt. Verkehrsbussen sind eine weitere nette Einnahmequelle. Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass damit die Stadt Zürich 2006 satte 58 Millionen Franken eingenommen hat. Weil nun auch falsch geparkten deutschen Autos der unbeliebte Zettel unter dem Scheibenwischer blüht, konnten - gemäss Tages-Anzeiger vom 14. März - die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um vier Millionen gesteigert werden. (Bild: flickr/Walsch)
Deswegen gilt weiterhin: Deutsche Kluge reisen im Zuge. Zürich HB und Berlin Hbf sind nämlich neuerdings Partner- bahnhöfe. Hoffentlich führen die diversen Bahnhofspartnerschaften dazu, dass der Berliner Hauptbahnhof das Image des Pannen-Bahnhofs abstreifen kann, und dass nie wieder die Rede von einstürzenden Neubauten sein muss.
Inzwischen könnte sich der Zürcher HB eine spezielle Mission auf seine Flaggen schreiben: Die Vereinheitlichung des verwirrenden hauptbahnhöflichen Abkürzungswesens.
Dann würde Berlin Hbf schlicht zu Berlin HB. Das wäre doch mal ein wahrer ästhetischer Fortschritt im Reich der elektronischen Fahrplanabfrage.